Das 1x1 der Bestattungsarten: Öko-Bestattung
Umweltbewusst bis zum Schluss
Wir schützen, was wir lieben. Dieses Bedürfnis haben alle Menschen – und es schließt unsere liebsten Menschen genauso ein wie unsere Haustiere. Es betrifft aber auch die Welt, in der wir leben: Umweltschutz ist fest in unserem Bewusstsein verankert. Wir trennen Müll, sparen Verpackungen ein, vermeiden Plastik und versuchen, unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Laut der Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2022“ des Umwelt-Bundesamts verzichtet ungefähr die Hälfte der Befragten aus Klimaschutzgründen ganz oder teilweise auf Flugreisen, ungefähr genauso viele beziehen Öko-Strom. Angesichts dieser Zahlen ist es nur folgerichtig, dass ökologische Aspekte auch bei der Bestattung eine wachsende Rolle spielen. Und tatsächlich gibt es immer mehr Möglichkeiten, ganz ökologisch eins mit der Natur zu werden.
Zurück zur Natur – aber wie?
Der beliebteste Weg einer naturnahen Bestattung ist die Waldbestattung. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, in einem von bundesweit über 200 speziellen Bestattungswäldern beigesetzt zu werden. Die bekanntesten Anbieter sind FriedWald® und RuheForst®, bei denen man sich schon zu Lebzeiten einen Platz unter einem Baum, einem Strauch, Stein oder Wurzelstock aussuchen kann. Voraussetzung für eine Waldbestattung ist die Einäscherung. Die Asche des Verstorbenen wird in einer biologisch abbaubaren Urne – zum Beispiel aus Bambus, Holz oder sogar Papierfasern – beigesetzt. Diese zersetzt sich im Lauf der Zeit vollständig, so dass sich der Kreislauf der Natur vollenden kann. Auch immer mehr Friedhöfe bieten die Möglichkeit einer Baumbestattung auf dem Friedhofsgelände an.
Neben der Baumbestattung ist in Deutschland die Seebestattung als Naturbestattung erlaubt. Im Ausland ist es außerdem möglich, auf einer blühenden Almwiese bestattet zu werden oder seine Asche aus einem Flugzeug, einem Helikopter oder einem Heißluftballon verstreuen zu lassen.
Doch wie ökologisch ist das wirklich?
Geht es um die Ökobilanz, ist allerdings bei den üblichen Bestattungsarten Erdbestattung und Feuerbestattung noch Luft nach oben. Bei einer Erdbestattung können Prothesen, quecksilberhaltige Zahnfüllungen, Sargnägel oder Lacke ein Problem darstellen, denn diese gelangen als Schadstoffe in den Boden und verunreinigen das Grundwasser. Ein Vollholzsarg oder ein Sarg aus Zellulose (bislang nur mit einer Sondergenehmigung möglich) sind umweltschonende Alternativen, denn beide kommen ohne Metall aus und müssen nicht lackiert werden. Wer sich dann noch für ein Kopfkissen aus Sägespänen oder eine Matratze aus Mais entscheidet, hat viel getan, um eine Verunreinigung des Grundwassers zu vermeiden.
Bei der Kremation dagegen schmälern der hohe Energieverbrauch und der Schadstoffausstoß bei der Verbrennung die Ökobilanz. Um den CO2-Ausstoß der Öfen bei der Verbrennung zu verringern, wurden Verfahren entwickelt, die den Verbrennungsprozess beschleunigen sollen. Zudem beziehen viele Krematorien inzwischen Öko-Strom.
Umweltschutz beginnt im Kleinen
Doch schon mit einigen bedachten Entscheidungen können auch Hinterbliebene zu einer wirklich ökologischen Bestattung beitragen. Das beginnt bei der Wahl des Grabsteins – kommt dieser aus Deutschland und wird von regionalen Steinmetzen gefertigt, spart das Transportwege und damit CO2. In Schweden ist es sogar möglich, recycelte Grabsteine zu erwerben, während alte Grabsteine in Deutschland derzeit ausschließlich zerkleinert und im Straßenbau verwendet werden. Auch bei den Trauer-Drucksachen, die auf recyceltem Papier gedruckt werden können, und beim Blumenschmuck, der vorwiegend aus der Region kommen sollte, kann man einiges tun, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Letztlich geht jeder Körper wieder in die Natur über – welchen Stellenwert dabei dem Umweltschutz eingeräumt wird, liegt bei den Verstorbenen und ihren Hinterbliebenen.
Autorin:
Marina Reiter
Bildquelle:
pixabay.com/JoshuaWoroniecki